Tag 100-103 Kolumbien - Medellín

Kolumbien - Medellín

Unser Flug geht am Vormittag von Cartegana aus nach Medellín, weshalb wir schon früh unsere Pension verlassen müssen. Der Flug dauert nicht mal eine Stunde und wir erreichen die, mit mehr als 2,4 Mio. Einwohner, zweitgrößte Stadt Kolumbiens, welche einst die gefährlichste Stadt der Welt war. Noch in den 90er Jahren war Medellín ein Tabu für Touristen. Fest im Griff der Drogenkartelle und verschlossen von der Außenwelt erlebte die Stadt einen beeindruckenden Wandel. In nur wenigen Tagen, die wir in Medellín verweilen, werden wir viel über die Historie der Stadt und des Landes erfahren und den Wandel, den sie in so kurzer Zeit gemacht hat, hautnah miterleben.

Kolumbien - Medellín - Regierungsviertel

Nach der Landung nehmen wir den Bus in die Stadt und anschließend ein Taxi zu unserer Unterkunft in El Poblado. Das Stadtviertel ist eines der teuersten und sichersten der Stadt und hier reiht sich ein einladendes Restaurant oder Café an das andere. So haben wir die Qual der Wahl was unser leibliches Wohl der nächsten Tage angeht. Man findet hier vom Linsen-Restaurant zum Sushi-Burger alles, was die internationale Küche in den letzten Jahren an Trends heraus gebracht hat. Alles scheint lecker zu sein und mit Preisen von unter 10€ pro Gericht, für europäische Verhältnisse in Ordnung.

Kolumbien - Medellín - El Poblado

Kolumbien - Medellín - Sushi Burger

Wir treffen uns zu einem späten Mittagessen mit unserem Freund Jamie, der Engländer, den wir in Mexiko kennen gelernt und in Guatemala wieder getroffen haben. Er ist auch erst vor wenigen Tagen in Medellín angekommen und sucht hier einen Job als Englischlehrer. Sein Ziel ist es, für ein Jahr in der Stadt oder zumindest in dem Land zu bleiben. Wir drücken ihm die Daumen!

Kolumbien - Medellín - Wiedersehen mit Jamie

Nach einem freudigen Wiedersehen und dem Austausch darüber, wo wir uns jeweils die letzten Wochen aufgehalten haben, begleiten wir ihn zur Metrostation und schlendern noch ein bisschen durch die Straßen und machen uns dann auf den Weg zurück ins Hostel. Wir sind zu müde für weitere große Aktionen und bei Moni bahnt sich nach den ganzen Klimaanlagen und Temperaturunterschieden eine Erkältung an.
Es ist Samstag und wir sind mitten im Ausgehviertel der Stadt, was wir besser hätten ausnutzen sollen, wie sich in der Nacht herausstellt. Die Disco von nebenan ist bis vier Uhr nachts so laut, dass es sich so anhört, als würde die Party in unserem Zimmer stattfinden. Unsere Zimmernachbarn entscheiden sich um sechs Uhr morgens den Discobesuch im Hostelzimmer neben uns fortführen zu müssen und unterhalten sich in einer Lautstärke, welche einen Trommelfellschaden nahe legt. Zur Untermalung läuft Musik. Das ist für Martin dann doch etwas zu viel... Völlig entnervt stürmt er aus dem Zimmer, reißt bei den Nachbarn die Türe auf und spricht die feierlustigen Nachbarn auf ihr respektloses Verhalten an. Nach diesem Adrenalinstoß fallen wir in einen ruhigen und friedlichen Schlaf... NICHT! Die Nacht ist vorbei, der Tag ist im A****. Wir stornieren unsere letzte Nacht, bleiben also nur zwei, statt geplanter drei Nächte in dem Hostel. Der restliche Tag dient nur noch dazu zu chillen, gesund zu werden und die leckeren Restaurants und Cafés der Gegend auszuprobieren. Die darauffolgende Nacht schlafen wir besser, da die Diskotheken glücklicherweise nur am Freitag und Samstag geöffnet sind. Nach der letzten Nacht im Hostel ziehen wir um nach Laureles in ein Airbnb. 

Kolumbien - Medellín - Unterkunft in Laureles

Dieser Stadtteil ist etwas ruhiger als El Poblado, bietet aber trotzdem genügend Ausgehmöglichkeiten und gilt ebenfalls als sichere Gegend. Wir liefern unsere Rucksäcke im Airbnb ab und fahren mit dem Bus zu der Metrostation San Javier, wo wir uns mit Jamie zu der Free Graffiti Walking Tour durch die Comuna 13 treffen. Noch bis vor einigen Jahren war dieser Stadtteil eine No-Go Area, da Gangs, Paramilitär und Guerrilla-Kämpfer hier ihr Unwesen getrieben haben. Der Stadtteil gehört zu den ärmsten Vierteln der Stadt und wurde von Politik und Polizei zu Pablo Escobar-Zeiten völlig ignoriert und gemieden. Online sind für die Tour keine Plätze mehr zur Buchung frei, aber wir haben Glück und dürfen trotzdem teilnehmen. Es starten zwei bis drei Touren gleichzeitig, was zeigt, wie beliebt diese Tour ist. 

Kolumbien - Medellín - Graffititour in der Comuna 13

Kolumbien - Medellín - Graffititour in der Comuna 13

Kolumbien - Medellín - Graffititour in der Comuna 13

Laura, unser Guide, ist in dem Viertel aufgewachsen und wohnt noch immer hier. Sie zeigt uns in etwa drei Stunden die spannende und traurige Historie des Viertels auf und erklärt uns, wie die Regierung es durch gezielte Operationen und Baumaßnahmen geschafft hat, den Stadtteil wieder unter ihre Kontrolle zu kriegen. 

Kolumbien - Medellín - Graffititour in der Comuna 13

Wir begegnen auf unserer Tour etlichen Polizisten und Militärs, die hier Streife laufen. Viele Sozialprojekte, wie z. B. der Bau einer Rolltreppe, die 350 Treppenstufen ersetzt und die Fortbewegung erleichtert, haben dazu beigetragen, den Stadtteil wieder sicherer und attraktiver zu machen und sogar den Tourismus anzukurbeln. Kunstvolle Graffitis an den Wänden machen den Stadtteil bunter und helfen den Menschen bei der Verarbeitung der Vergangenheit und stärken den positiven Blick in die Zukunft.

Kolumbien - Medellín - Graffititour in der Comuna 13

Kolumbien - Medellín - Graffititour in der Comuna 13

Kolumbien - Medellín - Graffititour in der Comuna 13

Kolumbien - Medellín - Graffititour in der Comuna 13

Kolumbien - Medellín - Graffititour in der Comuna 13

Kolumbien - Medellín - Graffititour in der Comuna 13

Kolumbien - Medellín - Graffititour in der Comuna 13

Kolumbien - Medellín - Graffititour in der Comuna 13

Kolumbien - Medellín - Graffititour in der Comuna 13

Kolumbien - Medellín - Graffititour in der Comuna 13

Kolumbien - Medellín - Graffititour in der Comuna 13

Kolumbien - Medellín - Graffititour in der Comuna 13

Kolumbien - Medellín - Graffititour in der Comuna 13

Kolumbien - Medellín - Graffititour in der Comuna 13

Zum Abschluss der Tour lädt uns unser Guide auf ihre Dachterrasse ein und Martin startet seine Graffiti Karriere... #LIEBE

Kolumbien - Medellín - Graffititour in der Comuna 13

Nach der Graffiti Tour bestaunen wir ein weiteres Sozialprojekt, das das Leben der ärmeren Bevölkerung der Stadt stark erleichtert. Als einzige Stadt Kolumbiens verfügt Medellín über eine Metro. Die Metro ist der ganze Stolz der "Paísas", wie sich die Einwohner Medellíns nennen. Die Stadt liegt in einem Tal und die ärmeren Viertel strecken sich die Hügel herauf. Neue Seilbahnen, welche in das Metro System integriert sind, führen als öffentliches und günstiges Verkehrsmittel in diese Gegenden und ermöglichen den Bewohnern somit einen besseren und schnelleren Zugang in die Stadt. Der Ausblick von hier oben ist atemberaubend, weshalb es kein Wunder ist, dass die Seilbahn zu den beliebtesten Attraktionen der Stadt gehört, ohne eigentlich eine Tourismus-Attraktion zu sein.

Kolumbien - Medellín - Metro und Seilbahn

Kolumbien - Medellín - Metro und Seilbahn

Kolumbien - Medellín - Metro und Seilbahn

Kolumbien - Medellín - Metro und Seilbahn

Kolumbien - Medellín - Metro und Seilbahn

Kolumbien - Medellín - Metro und Seilbahn

Nach unserer Free Walking Tour durch die Comuna 13 und der Fahrt mit der Seilbahn verabschieden wir uns von Jamie und gehen noch in das Museo de Antioquía. Kolumbien teilt sich in 32 Verwaltungsdistrikte, den sogenannten Departamentos, sowie dem Hauptstadtdistrikt. Antioquía ist eines dieser Departamentos, von welchem Medellín die Hauptstadt ist. In dem Museum befinden sich vor allem Kunstwerke und Fundstücke aus präkolumbianischer Zeit, sowie Gemälde und Statuen von Fernando Botero. Schon in dem Park vor dem Museum können wir seine Statuen bewundern. Er malt und baut Menschen, Tiere und Dinge überproportional, was die Kunstwerke interessant und witzig zugleich macht.


Kolumbien - Medellín - Statue von Botero

Kolumbien - Medellín - Gemälde von Botero

Kolumbien - Medellín - Gemälde von Botero

Auch die blutige Geschichte des Drogenbarons Pablo Escobar hat Botero in seinen Gemälden verarbeitet. 

Kolumbien - Medellín - Gemälde von Botero

Kolumbien - Medellín - Gemälde von Botero

Kolumbien - Medellín - Gemälde von Botero

Nach der Tour und dem Museumsbesuch sind wir so müde, dass wir uns ein Taxi zum Airbnb nehmen und uns ausruhen, bevor wir uns am Abend auf ein paar Drinks mit Jamie treffen.

Den nächsten Morgen starten wir wieder früh mit der nächsten Tour. Dieses Mal nehmen wir an der Free Walking Tour durch das Zentrum von Medellín teil. Auch hier sind wir wieder überrascht, wie überaus gut Free Walking Tours sein können. Unser Guide Camilo fesselt die Gruppe von 20 jungen Touristen mit seinen Erzählungen und es ist absolut spannend ihm zuzuhören und etwas über die jüngste Geschichte der Stadt und des Landes zu erfahren. Zu den Schattenseiten der Stadt gehört auch die Prostitution, welche im Zentrum, unweit der ältesten Kirche der Stadt Hochkonjunktur erlebt. Wir sind etwas geschockt, als uns unser Guide erzählt, dass ein "full service" einer dieser Damen incl. Zimmer umgerechnet weniger als 5 Euro kostet. Die Nähe zur Kirche ist dabei kein Zufall, sondern erleichtert den sündigen Männern die schnelle Beichte...

Kolumbien - Medellín - Prostituierte an Botero Statue

Kolumbien - Medellín - älteste Kirche der Stadt

Neben den Abgründen der Prostitution lernen wir auf der Tour noch so einiges mehr. Darunter auch wie die "Paísas" (Einwohner der Stadt und der Gegend) ticken und wie sie mit der Drogen- und Gewaltvergangenheit und -gegenwart umgehen. Die Stadt hat sich in den letzten 20-30 Jahren so stark verändert, dass die Menschen heute in eine hoffnungsvolle Zukunft blicken können. Wo vor zwei Jahrzehnten noch fast täglich Leichen auf den Straßen geborgen wurden, tummeln sich heute Touristenmassen. Durch gezielte "demokratische" Baumaßnahmen wurden frühere Zentren der Kriminalität und Gewalt in Zentren der Bildung (z.B. Bibliotheken) und der Zusammenkunft (z.B. öffentliche Plätze, Aussichtspunkte) verwandelt. Zwar haben Medellín und das komplette Land immer noch viele Probleme, aber der Optimismus und die Aufbruchstimmung ist in der ganzen Stadt zu spüren. Ihr Lebensgeist, die Freundlichkeit der Menschen, die Feierlaune, die tolle Natur und Kultur des Landes machen es zu einem einzigartigen Reiseland. Vor allem Medellín hat uns in den wenigen Tagen soviel gegeben. Hier könnte man noch so viel mehr Zeit verbringen.

Kolumbien - Medellín - Sadtzentrum

Kolumbien - Medellín - Sadtzentrum

Kolumbien - Medellín - Sadtzentrum

Kolumbien - Medellín - Fußgängerzone im Stadtzentrum

Kolumbien - Medellín - ehemaliges Regierungsgebäude ist heute ein Markt

Kolumbien - Medellín - Hochhäuser im Zentrum

Die Free Walking Tour endet an zwei Botero Statuen, welche Tauben darstellen. Die original Statue wurde von Unbekannten demoliert. Botero stiftete daraufhin eine neue Statue und bat, das zerstörte Exemplar an Ort und Stelle zu lassen. Seither sind diese Statuen ein Sinnbild der gewaltsamen Vergangenheit und der Hoffnung auf eine sichere, stabile und intakte Zukunft der Stadt und des ganzen Landes.

Kolumbien - Medellín - zerstörte Botero Statue

Am Abend treffen wir uns zum Abendessen mit Camila. Moni und ihre Familie war in 2006 für einige Monate ihre Gastfamilie und Camila hat bei ihnen gewohnt, um in Deutschland zur Schule zu gehen und ihr Deutsch zu verbessern. Der Auslandsaufenthalt ist Teil der deutschen Schule, auf die sie in Kolumbien gegangen ist. Nach mehr als zwölf Jahren freuen wir uns auf das Wiedersehen und haben viel zu Erzählen. Camilas Deutsch ist immer noch super, weshalb auch Martin und Camila sich gut verständigen können.

Kolumbien - Medellín - Wiedersehen mit Camila

Etwas schwieriger wird es anschließend, beim Treffen mit der Familie. Außer Camilas Schwester und Bruder, sprechen nämlich alle nur Spanisch. Aber bei ein paar Gläsern Wein und mit Händen und Füßen sowie der Sprache der Musik, verstehen sich alle super und wir erleben einen schönen Abend in Mitten einer kolumbianischen Familie. Camilas Onkel aus Paris ist zu Besuch und alle sind zusammen gekommen, um das Wiedersehen zu feiern. Es wird Pizza bestellt, Martin spielt ein paar Stücke auf dem Klavier und wir bekommen zum Abschied noch einen der besten Kaffees Kolumbiens sowie ein Buch zu der Entwicklung Medellín's geschenkt, das Camilas Onkel und mit anderen Personen verfasst hat. Wir verabschieden uns herzlich und werden eingeladen jederzeit wiederzukommen. Auch in Paris steht uns eine Tür offen. Wir freuen uns so eine Gastfreundschaft in diesem tollen Land erleben zu dürfen.

Kolumbien - Medellín - Treffen mit Camilas Familie

Kolumbien - Medellín - Treffen mit Camilas Familie

Alle Bilder und Videos unseres Aufenthalts in Medellín findet Ihr hier: Kolumbien - Medellín

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